Mitten am Rand Europas
- Andreas H. Landl
- 2. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Ein Wiener Rechtsextremer spendete Brenton Tarrant dem Massenmörder von Christchurch vor seiner Tat einige hundert Euro. Er wurde Ende 2023 als Figur im Berliner Theater berühmt. Das Recherche-Netz Correctiv hatte Stoff über eine geheimes Treffen veröffentlicht. Er hielt dort eine Keynote-Speech über organisierte Massendeportation von unliebsamen Personen in Deutschland nach der Machtübernahme rechtsextremer Parteien.
"The Christchurch mosque shootings were two consecutive mass shootings on two mosques in Christchurch, New Zealand on 15 March 2019. They were committed by Brenton Tarrant who entered both mosques during Friday prayer, firstly at the Al Noor Mosque at 1:40 p.m. and later at the Linwood Islamic Centre at 1:52 p.m."
In Wien 2020 ereignete sich am 2. November 2020. Bei dem terroristischen Amoklauf eines Islamisten. Es wurden vier Personen getötet und 23 weitere teils schwer verletzt.
Die folgende "Wohnungsbeschreibung" entstand im Spätsommer 2019. Sie entwickelt sich überraschend. Sie basiert auf einem Youtube-Video des Spenders an den Massenmörder über seine "Bude" in Wien.
Andreas H. Landl - Wien, Spätsommer 2019:
Mitten am Rand Europas - wohnt ein Wiener
Alles ist voller Blut. Sofort springt mir ins Auge, das schwarze Bett ist zerwühlt. Über ihm trohnt zwar noch ordentlich, die als gezielte Provokation postierte inzwischen berühmt berüchtigte Lambda-Fahne, die im Home-Nuschel-Video zur „Landa-Fahne" mutierte. Der weiße Bettüberwurf, der sonst seine Spielwiese mit der altrechten Ami-Nazi-Vlogger-Braut verhüllt, liegt mumienförmig verschnürt am Boden daneben.
Nun sticht mir noch ein kleines billiges Kruzifix, wie man es bei der Erstkommunion erhält, in die Augen. Das muss wohl seine „orthodoxe Ecke" sein. Der Rest sieht nach neurechter Studentenbude aus. Ein Poster mit einem Baum der in „Heimat, Freiheit, Tradition" wurzelt; Ein Buchregal in dem wirr einschlägige politische Bücher, philosophisches, Regime Change Literatur und in seiner Diktion Eso- und Unikram herumsteht. Ein Rilkebuch liegt am Boden neben einer leeren Aludose der Marke Tiger Fighter und der Mumie mit den Blutflecken.
Ich bin alleine in der neo-spartanischen Wiener Bummelstudentenwohnung des amtsbekannten, nuschelnden rechtsextremen Langzeitstudenten, der in seinem Videoblog seinen getreuen abendländischen Followern Merchandising-Artikeln und upgecycelten Faschismus der Avantalt anpreist. Ein unheimliches Schaudern rinnt über meinen Rücken. Sein bekanntester Fan und Spender ist der Massenmörder von Christchurch, der am 15. März 2019 am Gelände der Masjid-al-Noor-Moschee von Canterbury in Neuseeland ein-und-fünfzig Menschen ermordete und weitere 50 verletzte.
Diesmal wohl nicht Griechen gegen Perser oder Christen gegen Islamisten, sondern banale häusliche Gewalt, des Budenherren? Dann finde ich einen Zettel neben dem am Boden liegenden Buch von Rilke. Ich lese mit Blut gekritzelt:
„Ich bins, Nachtigall
Ich bins, Nachtigall,
ich, den du singst,
hier, mir im Herzen,
wird diese Stimme Gewalt,
nicht länger vermeidlich".
Die Bilder der vier toten „Asonauten", die angeblich nur aus Faulheit noch hängen, lenken meinen Blick auf eine leere Schwertscheide eines Samureischwerts.
© Andreas H. Landl
Extremisten aller Lager reden nicht sie flegeln, prügeln, morden oder veranlassen es.
Feedback Carsten Leimbach:
„Ganz stark – absolut überzeugend!
Eine erneut sehr originelle Idee wird hier sehr anschaulich und sehr plastisch dargestellt!“
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